Interview mit
von Thorre Schlaméus
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Meister Tang Li Long und Ismet Himmet |
KFSB: In Deutschland werden die Inneren Kampfkunststile häufig als Gesundheitssysteme verstanden und praktiziert. Als wie bedeutsam würden Sie den kämpferischen Aspekt der Wudang-Stile beschreiben? Meister Tang: In den Wudang-Kampfkünsten haben alle Übungen auch immer einen kämpferischen Aspekt. So sind auch viele Bewegungen, die wir beim Wudang-Qigong ausführen, als Kampftechniken einsetzbar. Übungsformen, die keinerlei Bezug zu kämpferischen Anwendungen besitzen, gehören nicht zum echten Wudang Pai. Das authentische Training von Wudang-Kampfkunst basiert auf dem Entwickeln bestimmter körperlicher Fähigkeiten, die im Kampf einsetzbar sind. KFSB: Sie sprechen das Training von physischen Fähigkeiten an. Wie wichtig ist das technische Training? Kann man sagen, ein Bereich des Trainings wäre wichtiger als der andere? Meister Tang: Nein, denn das Training der korrekten Technik ist natürlich ebenso wichtig. Erst die Technik ermöglicht es, die physischen Fähigkeiten auf den Gegner anzuwenden. KFSB: Meister Tang, welche Bedeutung haben die Formen (Tao Lu) in der Wudang-Kampfkunst? Meister Tang: Die Formen sind sehr wichtig. Wir betrachten das Training der Formen als Bewegtes Qigong. In der Wudang-Kampfkunst spielen sowohl Bewegung als auch Stille eine große Rolle. Dies kann man in den Symbolen von Schlange und Berg wiederfinden. Die Schlange ist sehr beweglich, sie steht für Flexibilität und Bewegung, während der Berg in sich ruht, Stabilität und Stille ausdrückt. KFSB: Das bedeutet, WudangPai-Training ohne das Praktizieren von Formen ist undenkbar? Meister Tang: Ja, die Formen gehören zum unverzichtbaren Bestandteil des Wudang Pai. |
Meister Tang Li Long und Ismet Himmet bei der Demonstration eines Prinzips aus dem Wudang Pai Foto: Anna Homburg |
KFSB: Was gibt es zu den anderen Trainingsbereichen traditioneller Kampfkunst zu sagen? Welche Rolle spielen Partnerarbeit (Dui Lian) und Freikampf-Übungen (San Shou) im Wudang Pai? Meister Tang: All diese Bereiche des Trainings sind wichtig. Um Wudang-Kampfkunst zu meistern, muß neben Tao Lu auch Dui Lian und San Shou praktiziert werden. KFSB: Ab wann sollte ein Schüler beginnen, Freikampf zu üben? Meister Tang: Voraussetzung für sinnvolles Freikampf-Training ist erstens, daß der Schüler sicher stehen kann. Das heißt, er muß die Verwurzelung im Boden beherrschen. Zweitens sollte ein Schüler, der mit Freikampf beginnen möchte, über eine gewisse Bewegungsgeschmeidigkeit verfügen. Verwurzelung und Geschmeidigkeit werden durch Qigong erworben. Die Freikampf-Übung sollte eine natürliche Fortsetzung oder Weiterentwicklung der Partner-Übungen (Dui Lian) sein. KFSB: Welchen Stellenwert besitzt die spirituelle Schulung im Wudang Pai? Meister Tang: Traditionell gehörte die daoistische Philosophie untrennbar zur Wudang-Kampfkunstausbildung. Jeder, der Wudang-Kampfkunst erlernen wollte, wurde auch in der daoistischen Lehre geschult. Das hing natürlich auch mit der Tatsache zusammen, daß Wudang-Kampfkunst ausschließlich im Wudang-Kloster gelehrt wurde. Heute verhält es sich anders. Wudang-Kampfkunst wird auch außerhalb des Klosters unterrichtet. Man muß heute kein Daoist sein, um Wudang-Pai üben zu können. Aber natürlich schauen sich die Lehrer sehr genau den Charakter ihrer Schüler an, um zu entscheiden, ob man sie in der Wudang-Kampfkunst unterrichten kann. |
Meister Tang Li Long beoabachtet eine Partnerübung beim Seminar in der Berliner Akademie der Kampfkünste Foto: Anna Homburg |
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Thorre Schlaméus, Meister Tang Li Long, Ismet Himmet Foto: Anna Homburg |
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